Ist das Frühstück wirklich die wichtigste Mahlzeit des Tages?

Die Mehrheit der Ernährungswissenschaftler und Gesundheitsfachleute empfiehlt, das Frühstück nicht auszulassen. Doch auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert diese Empfehlung? Es gibt ebenso viele Gründe, zu frühstücken, wie Studien zu diesem Thema, welche in wissenschaftlichen, von Fachleuten überprüften, Zeitschriften veröffentlicht wurden. Zum Beispiel scheint das Frühstücken zu ermöglichen, das Idealgewicht zu halten – es hilft, eine Gewichtszunahme zu vermeiden – (Brown et al., 2013; Sievert et al., 2019), es hilft, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren – es verhindert die Entwicklung von Diabetes - (Betts et al., 2014; Ogata et al., 2019), es stimuliert die kognitiven Funktionen - die Konzentration und das Lernen, zum Beispiel in der Schule, werden gefördert – (Adolphus et al., 2016) und sogar das Risiko für Atherosklerose wird reduziert - es hilft, Herzinfarkte vorzubeugen (Uzhova et al., 2017).

Aber warum hilft das Frühstücken dabei, eine Gewichtszunahme zu vermeiden? Instinktiververweise würde man denken, dass Personen, welche frühstücken, im Durchschnitt weniger Kalorien pro Tag aufnehmen, da sie bei den anderen Mahlzeiten weniger Hunger haben. Doch erstaunlicherweise scheint eine kürzlich erschienene Studie diesem Klischee zu wiedersprechen: wer frühstückt, konsumiert durchschnittlich 260 kcal pro Tag mehr als derjenige, welcher morgens nichts isst (Sievert et al., 2019). Diese zusätzlichen Kalorien scheinen jedoch das Gewicht und die Körperzusammensetzung nicht signifikant zu beeinflussen – zu frühstücken, anstatt morgens nichts zu essen, macht nicht dicker, obwohl man mehr isst (Sievert et al., 2019). Es ist also möglich, dass der Körper die, durch die Nahrung zugeführte, Energie je nach Tageszeit unterschiedlich verwertet. Diese Hypothese versucht die Wissenschaft derzeit zu beweisen (zum Beispiel, Ogata et al., 2019; Ravussin et al., 2019).

Unter den Lesern dieses Blog-Posts gibt es wahrscheinlich solche, die Fasten, oder sich dafür interessieren. Wir sind der Meinung, dass die Empfehlung, «das Frühstück besser nicht auszulassen» wahrscheinlich diejenigen beunruhigt, welche bereits auf ihre Ernährung achten und Intervallfasten praktizieren. Diese Form des Fastens, welche gesundheitliche Vorteile bringt (Cabo & Mattson, 2019), wird oft praktiziert indem das Frühstück ausgelassen wird und man nur während des Zeitfensters zwischen Mittag- und Abendessen isst. Wäre es beim Intervallfasten also besser, das Abendessen statt des Frühstücks auszulassen? Falls Sie nicht bereit sind, auf das Abendessen zu verzichten, überwiegen die Vorteile des Intervallfastens oder die des Frühstückens? Die Diskussion ist im Gange (zum Beispiel, Hutchison et al., 2109; Jamshed et al., 2019; Ravussin et al., 2019; Sutton et al., 2019). Unserer Meinung nach reichen die bisher zu diesem Thema durchgeführten Studien nicht aus, um diese beiden Fragen mit Sicherheit zu beantworten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wissenschaft allgemein suggeriert, dass das Auslassen des Frühstücks ein Zeichen ungesunder Essgewohnheiten ist. Falls Sie nicht frühstücken, fragen Sie sich, was Sie zur Verbesserung Ihrer Ernährung tun könnten. Nicht zu frühstücken, um Gewicht zu verlieren, scheint keine gute Idee zu sein. Wenn Sie jedoch bereits auf Ihre Ernährung achten und Sie auf Grund des Intervallfastens morgens nichts essen, sind unserer Meinung nach die wissenschaftlichen Beweise nicht ausreichend, um Ihnen zu empfehlen, Ihr Essverhalten zu ändern. Bleiben Sie jedoch auf dem Laufenden, denn die Diskussion ist im Gange.

Letzte Anmerkung: Eine Gemeinsamkeit der Befürworter und der Gegner des Frühstückens. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse weisen darauf hin, dass es besser ist, entweder immer oder nie zu frühstücken, um ein gesundes Körpergewicht zu halten, da wechselnde Essgewohnheiten nicht ideal sind (Guinter et al., 2019).

Tomaso Bontognali PhD und VMMT team 

 

Referenzen:

Adolphus, K., Lawton, C. L., Champ, C. L., & Dye, L. (2016). The effects of breakfast and breakfast composition on cognition in children and adolescents: a systematic review. Advances in Nutrition, 7(3), 590S-612S.

Betts, J. A., Richardson, J. D., Chowdhury, E. A., Holman, G. D., Tsintzas, K., & Thompson, D. (2014). The causal role of breakfast in energy balance and health: a randomized controlled trial in lean adults. The American journal of clinical nutrition, 100(2), 539-547.

Brown, A. W., Bohan Brown, M. M., & Allison, D. B. (2013). Belief beyond the evidence: using the proposed effect of breakfast on obesity to show 2 practices that distort scientific evidence. The American journal of clinical nutrition, 98(5), 1298-1308.

De Cabo, R., & Mattson, M. P. (2019). Effects of Intermittent Fasting on Health, Aging, and Disease. New England Journal of Medicine, 381(26), 2541-2551.

Guinter, M. A., Campbell, P. T., Patel, A. V., & McCullough, M. L. (2019). Irregularity in breakfast consumption and daily meal timing patterns in association with body weight status and inflammation. British Journal of Nutrition, 122(10), 1192-1200.

Hutchison, A. T., Liu, B., Wood, R. E., Vincent, A. D., Thompson, C. H., O’Callaghan, N. J., ... & Heilbronn, L. K. (2019). Effects of intermittent versus continuous energy intakes on insulin sensitivity and metabolic risk in women with overweight. Obesity, 27(1), 50-58.

Jamshed, H., Beyl, R. A., Della Manna, D. L., Yang, E. S., Ravussin, E., & Peterson, C. M. (2019). Early Time-Restricted Feeding Improves 24-Hour Glucose Levels and Affects Markers of the Circadian Clock, Aging, and Autophagy in Humans. Nutrients, 11(6), 1234.

Ogata, H., Kayaba, M., Tanaka, Y., Yajima, K., Iwayama, K., Ando, A., ... & Tokuyama, K. (2019). Effect of skipping breakfast for 6 days on energy metabolism and diurnal rhythm of blood glucose in young healthy Japanese males. The American journal of clinical nutrition, 110(1), 41-52.

Ravussin, E., Beyl, R. A., Poggiogalle, E., Hsia, D. S., & Peterson, C. M. (2019). Early Time‐Restricted Feeding Reduces Appetite and Increases Fat Oxidation But Does Not Affect Energy Expenditure in Humans. Obesity, 27(8), 1244-1254.

Sievert, K., Hussain, S. M., Page, M. J., Wang, Y., Hughes, H. J., Malek, M., & Cicuttini, F. M. (2019). Effect of breakfast on weight and energy intake: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. bmj, 364, l42.

Sutton, E. F., Beyl, R., Early, K. S., Cefalu, W. T., Ravussin, E., & Peterson, C. M. (2018). Early time-restricted feeding improves insulin sensitivity, blood pressure, and oxidative stress even without weight loss in men with prediabetes. Cell metabolism, 27(6), 1212-1221.

Uzhova, I., Fuster, V., Fernández-Ortiz, A., Ordovás, J. M., Sanz, J., Fernández-Friera, L., ... & Peñalvo, J. L. (2017). The importance of breakfast in atherosclerosis disease: insights from the PESA study. Journal of the American College of Cardiology, 70(15), 1833-1842.

1 Kommentar

  • Vielen Dank für den informativen Post!
    Als Kind wurde mir immer gesagt, das Frühstück dürfe nicht ausgelassen werden, seit einiger Zeit betreibe ich jedoch intermittierendes Fasten und lasse somit das Frühstück aus. Ich kann für mich persönlich also viel aus diesem Post mitnehmen.
    Ich denke, welche Option man wählt (Frühstück oder nicht), ist auch abhängig davon, ob man fastet um Kalorien zu reduzieren oder aus anderen gesundheitlichen Gründen. Für mich überwiegen die Vorteile des Fastens!

    Sandra

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