Heilfasten

Dies ist die traditionellste Form des Fastens, bei der über einen Zeitraum von drei oder mehr aufeinander folgenden Tagen (bis zu 21 Tagen und seltener darüber hinaus) ausschließlich Wasser oder eine sehr begrenzte Menge an Nahrungsmitteln zu sich genommen wird (Wilhelimi de Toledo F et al, 2013). Mehrere Publikationen belegen die Wirksamkeit dieses Ansatzes (Michalsen A et al, 2013), beispielsweise bei der Behandlung von: rheumatoider Arthritis (Kjeldsen-Kragh J et al, 1991), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Horne BD et al, 2013), des metabolischen Syndroms (Li C et al, 2013), des Typ-2-Diabetes mellitus (Li C et al, 2017). Obwohl in akademischen Kreisen Einigkeit darüber besteht, dass Fasten für die Gesundheit eher positiv als negativ ist, sind die Ergebnisse dieser Forschung weiterhin umstritten und bedürfen weiterer Untersuchungen (Inserm, 2014; Hagen K et al, 2009).

Die populärsten Formen des Heilfastens in der westlichen Gesellschaft, die sich in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu etablieren begannen, sind im Grunde genommen zwei: 1. Heilfasten nach Shelton (Shelton HM, 1950): Diese Art des Fastens wird in den USA praktiziert und sieht ausschließlich das Trinken von Wasser während der Fastenzeit vor. 2. Die in Europa praktizierte Buchinger-Methode (Wilhelmi de Toledo F, 2012), welche die ausschließliche Aufnahme von großen Flüssigkeitsmengen, Fruchtsäften, Gemüsebrühen und Honig bis zu 200-500kcal pro Tag ermöglicht. In beiden Fällen erfolgt das Fasten in der Regel stationär in Spezialkliniken oder naturheilkundlichen Zentren und unter ärztlicher Aufsicht (beispielsweise in Frankreich in den Zentren Jeûne et randonnée). Es ist außerdem möglich, diese Art des Fastens unabhängig von zu Hause durchzuführen. Es wird jedoch empfohlen, sich während des Fastens regelmäßig von einer kompetenten Fachperson beraten zu lassen und sich in die von der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung angebotenen Handbücher einzulesen (Wilhelimi de Toledo F et al, 2013).

 

Vorteile

Übergang in die Ketose (nachweisbar durch eine erhöhte Anzahl an Ketonen im Blut): Nach mindestens 4 bis 5 Tagen Umstellung in den Fastenstoffwechsel wird der Fettstoffwechsel ausgelöst. Dieser bezieht seine Energie vorwiegend aus den Körperfetten anstelle von Glukose, dessen Speicher in der Regel nach wenigen Tagen erschöpft ist. Das hat einen starken Gewichtsverlust zur Folge. Aktivierung der Autophagie: Dies ist ein Prozess, der dabei hilft, eine gesunde Zellfunktion aufrechtzuerhalten und die Zellen dazu anregt, sich selbst zu reparieren, zu erneuern oder zu regenerieren (Levine B et al, 2019). Beim Intervallfasten und auch beim intermittierendem Fasten gibt es hingegen keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Umstellung in den Fastenstoffwechsel diese tiefliegenden Mechanismen auf Zellebene auslöst.

 

Nachteile

Mögliche Kontraindikationen müssen im Vorfeld von Fachleuten ausgeschlossen werden. Das richtige Abfasten muss überwacht und sorgfältig durchgeführt werden. D.h. die Wiederaufnahme der Ernährung muss schrittweise über mehrere Tage erfolgen.

Unpraktisch für diejenigen, die nicht die Zeit und das Geld haben, um in einen therapeutischen Aufenthalt zu investieren.

Es wird dringend dazu geraten, diese Art des Fastens nur unter Aufsicht von Fachleuten durchzuführen, da sie für Menschen mit bestimmten Erkrankungen nicht geeignet ist, und das Risiko von Nebenwirkungen wie z. B. Kopfschmerzen, Hypoglykämie und Ohnmacht besteht.

 

Praktische Umsetzung

Es ist empfohlen, sich an die Institute zu wenden, die sich mit dieser Art des Fastens beschäftigen. Bei der Suche können folgende Adressen hilfreich sein: https://www.interludebienetre.ch, https://www.buchinger-wilhelmi.com, https://www.ffjr.com. Auf jeden Fall wird dringend dazu geraten, das Fastenprogramm zusammen mit medizinisch geschultem Fachpersonal zusammenzustellen. In der Regel werden dabei tiefgehende Gesundheits-Check-ups durchgeführt, um mögliche, gesundheitliche Probleme oder Nährstoffmängel im Vorfeld auszuschließen.

 

Mauro Frigeri MD & VMMT team

 

Referenzen 

Finnel JS et al. Is fasting safe? A chart review of adverse events during medically supervised, water-only fastng. BMC Complementary and Alternative Medicine, 2018.

Hagen KB et al. Dietary interventions for rheumatoid arthritis. Cochrane Review, 2009.

Horne BD et al. Randomized cross-over trial of short-term water-only fasting: metabolic and cardiovascular consequences. Nutrition Metabolism and Cardiovascular Disease, 2013.

Inserm. Evaluation de l’efficacité de la pratique du jeûne comme pratique à visée préventive ou thérapeutique. 2014.

Kjeldsen-Kragh J et al. Controlled trial of fasting and one-year vegetarian diet in rheumatoid arthritis. Lancet, 1991.

Levine B, Kroemer G. Biological Functions of Autophagy Genes: A Disease Perspective. Cell, 2019.

Li C et al. Effects of a one-week fasting therapy in patients with type-2 diabetes mellitus and metabolic syndrome - a randomized controlled explorative study. Experimental and Clinical Endocrinology and Diabetes, 2017.

Li C et al. Metabolic and psychological response to 7-day fasting in obese patients with and without metabolic syndrome. Forschende Komplementärmedecin, 2013.

Lützner H. Wie neugeboren durch Fasten. Gräfe und Unzer, 2001.

Michalsen A, Li C. Fasting therapy for treating and preventing disease - current state of evidence. Forschende Komplementärmedecin, 2013.

Shelton HM. The hygienic system, vol. III. San Antonio: Dr. Shelton's Health School; 1950.

Wilhelimi de Toledo F et al. Fasting therapy – an expert panel update of the 2002 consensus guidelines. Forschende Komplementärmedecin, 2013.

Wilhelmi de Toledo F et al. Safety, health improvement and well-being during a 4 to 21-day fasting period in an observational study including 1422 subjects. PLOS one, 2019.

Wilhelmi de Toledo F. Therapeutic Fasting: The Buchinger Amplius Method. Thieme, 2012.

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